Dein Chef hat dir eine unlösbare Aufgabe gestellt. Du musst diese hässliche Karre mit diesem abfallenden Heck bewerben, von der mittlerweile auch der letzte weiß, dass das Ding eigentlich bei Fiat geklaut ist und nur lieblos verbessert worden ist. Aber ihr braucht die Devisen.

Lange überlegst du mit deinem Team Argumente, die für den Wagen sprechen. Da ist einmal sicherlich sein Preis, dann die robuste, erprobte Technik – aber eure Marktforschung hat gezeigt, dass die Leute sich nicht für ausgereifte alte Sachen interessieren…

Jetzt wird es wohl langsam eng. Also gibt es nur eine Möglichkeit: Du greifst in die Trickkiste. Die Cousine deines Schwagers hat eine Nichte, deren beste Freunde eine Frau kennt, die für Geld … na ja – keine Details – jedenfalls soll sie ganz fotogen sein. Und da du niemandem einreden kannst, dass der alte Wagen eine sichere Unterbringung für Hund oder kleine Kinder ist, die in der Werbung sonst alles retten, geht nur eins: Danuta muss die Sache retten.

Aus heutiger Sicht tatsächlich schon ein wenig schwer zu glauben

So oder so ähnlich müssen diverse Werbungen aus den 70ern und 80ern entstanden sein, bevor militante Frauenverbände zurecht darauf hingewiesen haben, dass das so nicht weitergehen kann und diverse Annoncen vor den Werberat gezerrt haben.

Das war pressewirksam, half aber nichts.

Erst als die Frauen rund um den Globus ihren Männern klarmachten, dass sie den Kauf solcher Autos boykottieren würden, trat hier und da sehr langsam und mit einer zähen Trägheit, die auch dieser sinnlos in die Länge gezogene Satz nur unzureichend ausreichend beschreiben kann, eine gewisse Veränderung ein, die in sehr sehr langsamen Schritte … Ich denke, ihr versteht das Konzept?

Die Folgemotive waren etwas weniger primitiv – mehr Haut zeigten sie dennoch. Und hier gilt: Wo ist da eigentlich der Zusammenhang?

Klar ist leider auch: Das war kein osteuropäisches Phänomen. Der gemeine Franzose weiß Barbusigkeit auch zu schätzen. Vielleicht hat der einen höheren Anspruch an die Gesamtästhetik – oder er glaubt, dass der Deutsche den hat. Am Ende ist das Ergebnis dasselbe: nackte Haut und ein Auto.

Jetzt mag man sagen (oder hoffen), dass das sicher nur für diese flippigen Kleinwagen gelten kann, oder? Eine seriöse Deutsche Premiummarke würde doch sicher keineswegs mit solchen Mitteln … würden sie doch nicht, oder?

Doch – würden sie…

Das ist rückblickend umso erstaunlicher, als es in den 80er Jahren kaum eine Marke mit einem so hohen Frauenanteil bei der Käuferschaft gab wie Porsche (Kein Witz!). Hätte da nicht ein gewisses Maß…?

Ach … Egal…

Der übliche Sexismus – wenig subtil verpackte Versprechungen, garniert mit Blech. Es ist schon fast ein wenig beeindruckend, dass die meisten Werbeabteilungen sich nicht einmal die Mühe machen, wenigstens eine schlechte Geschichte für die Kombination zu entwickeln, oder?

Den Vogel schießt aus unserer Sicht jedoch in dieser und eigentlich jeder Hinsicht dieses US-Fundstück ab.

Jetzt mal im Ernst: Steht das da wirklich? SPREAD YOUR LEGS? Und dann dieser lüstern dreinblickende pomadierte Herr dahinter?
Als Nächstes fragt jemand, warum hier Stroh rumliegt oder warum jemand eine Maske trägt. (Für letzteres gibt es neuere Entschuldigungen…) Hier muss man sich vor allem einmal vergegenwärtigen, von wann diese Anzeige stammt…

Richtig primitiv wird es erstaunlicherweise dann bei Mitsubishi. Das Beispiel zeigt: Es ist vollkommen irrelevant, ob man die Sprache einer Anzeige versteht. Vermutlich würden Marsianer ohne Sprachkenntnisse die Plattheit begreifen.

Das ist in Summe schon erstaunlich und bedarf sicher einer Fortsetzung. Jemand eine aktuelle Version dieses Themas bekannt? Oder hat sich das Thema überlebt?

Seit die Zeitschriften aussterben, könnte man ja meinen, dass auch der Platz für diese Art Motive knapper wird. Weit wahrscheinlicher jedoch: Neben klobig unförmigen SUVs drapiert würden zarte, wohlgeformte Frauenkörper eventuell einen Kontrast erzeugen, der einfach nicht wünschenswert ist. Könnte er doch für ästhetische Erhellung und Erwachen sorgen. Wir möchten schließen mit dem Klassiker, an den sich einige noch erinnern dürften: Die beiden coolsten Frauen dieses Magazins neben den beiden coolsten Fahrzeugen in einer scharfen Farbe. Vermutung: Die beiden haben keine Supermodel-Gagen dafür bekommen – aber sie wussten, worauf sie sich einlassen.

 

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